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Europameisterschaften ü30

Opole (Polen)

Einzel:

In Opole, Polen fanden dieses Jahr die Europameisterschaften der ü30 statt. Für den Württembergischen Judo-Verband gingen Kolja Wohlbold und der Titelverteidiger Roman Baur an den Start. Am Freitagmorgen um neun ging es los. Der Tag fing jedoch nicht so optimal für die beiden Leonberger an wie erhofft: Baurs Trinkflasche lief aus und verfärbte den Wettkampfanzug rot. Vor dem Kampf stand somit erst einmal eine Waschaktion an. Morgens um neun hatte es schon 22 Grad Außentemperatur. Am Mittag war es dann unerträglich heiß in der Halle.

Wohlbold startete in der Kategorie M2 (35-39 Jahre) -100 kg gegen den Vizeeuropameister Martin Slaby aus der Slowakei. Der Tiefenbronner begann stark gegen den größeren Slowaken, verhinderte den Griff des Gegners und begann mit einem gefährlichen Schulterwurf das Gefecht. Dann aber verschlief Wohlbold den Griffkampf, Slaby packte die Zughand und warf Wohlbold mit einem Fusswurf. Damit stand der Athlet der Judoschule Roman Baur im Kampf um Platz drei gegen den Italiener Devis Rega. Rega überraschte Wohlbold mit einer Abtauchtechnik und ging mit einer kleinen Wertung in Führung, die Wohlbold aber kurz darauf mit einem Schulterwurf ausglich. Dann war die Kampfzeit vorbei und die Verlängerung musste die Entscheidung bringen. Nach 30 Sekunden in der Verlängerung brachte der Leonberger Judoka seinen Griff durch und warf den Italiener mit einem Schulterwurf auf die Seite, was ihm eine kleine Wertung und somit die Bronzemedaille einbrachte.

Roman Baur startete in der Altersklasse M3 (40-44 Jahre) -73 kg mittags um vier Uhr, nachdem er schon seit sieben Stunden in der heißen Halle war. Als Europameister wurde Baur auf ein Freilos gesetzt und griff erst in der zweiten Runde in das Wettkampfgeschehen ein. Gleich im ersten Kampf hatte er mit dem Holländer Ferenc Arts eine echte Herausforderung. Zwischen den beiden stand es bisher 1:1 und Arts hatte sich gut auf den Leonberger Judotrainer eingestellt. Nach einer verbissen geführten Griffkampfrunde, in der Baur sich einen kleinen Riss an der Augenbraue zuzog, der geklebt werden musste, stand es nach der regulären Kampfzeit unentschieden. Baur musste in die Verlängerung. Er hatte jedoch mehr Reserven als der Holländer und konnte diesen mit einer Selbstfalltechnik werfen, für die er eine hohe Wertung erhielt und somit den wichtigen ersten Kampf gewinnen konnte. Der Franzose David Petit war genau wie Roman Baur ein Linkskämpfer. Doch Baur ließ den Franzosen nicht zu seinem Griff kommen. Petit setzte dann zu einem Verzweiflungsangriff an, Baur übernahm den Angriff und würgte seinen Gegner ab. Im Halbfinale stand er wiederum einem Linkskämpfer gegenüber, dem Ukrainer Valerii Povoroznyuk. Auch der Ukrainer war sehr gut auf den Leonberger eingestellt. Doch Baur war ihm körperlich überlegen und nachdem der Judoschulenbesitzer festgestellt hatte, dass er den Ukrainer nicht werfen konnte, erhöhte er das Tempo, zwang ihm zwei Strafen wegen Passivität auf und gewann damit das Halbfinale. Das Finale fand dann nach insgesamt zehn Stunden in der polnischen Hitze statt und war die Neuauflage von 2011. Der Gegner hieß Sergey Chernukhin und die gesamte russische Delegation wollte diesmal einen Sieg ihres Athleten sehen. Auch der Russe hatte sich super auf den Deutschen eingestellt, weshalb Baur seine Techniken nicht durchbringen konnte. Somit stand es nach der Kampfzeit unentschieden und Baur musste wieder in die Verlängerung. Baur war Chernukhin körperlich überlegen und spielte das in der Verlängerung aus. Er erhöhte das Tempo und konnte dem Russen noch eine Verwarnung aufdrängen, die aber keine Wertung für den Deutschen gab. Somit mussten die Kampfrichter entscheiden, wer der Aktivere war. Sie entschieden sich für den Deutschen. Somit ist die Titelverteidigung geglückt und nachdem Baur dieses Jahr auch den Deutschenmeistertitel gewann, möchte er das Triple versuchen, d.h. in Brasilien Weltmeister werden.

Um einmal einen Vergleich zu geben, wie stark die Russen waren, hier noch etwas Statistik: Russland hatte 77, Deutschland 28 männliche Teilnehmer am Start. Von diesen hatten 60 Russen und 15 Deutsche Medaillen erkämpft. Die russischen Wettkämpfer konnten insgesamt 26 und die deutschen 4 Goldmedaillen gewinnen.

Mannschaft:

Wieder "nur" Silber für das Deutsche Team mit Roman Baur

Bei der Team EM am Sonntag hatte Baur erneut Pech am Morgen. Beim Aufwärmen stieß er mit einem Teamkollegen mit den Köpfen zusammen und zog sich eine zweite Platzwunde am linken Auge zu, die nach den Kämpfen genäht werden musste. Die Mannschaft bestand aus fünf Kämpfern: -66 kg Jörg Rennhack, der extra zur Mannschaft anreiste, -73 kg Roman Baur, -81 kg Torsten Heilemann, -90 kg Markus Utzat und Stephan Steigmann, +90 kg Jens-Peter Bischof und Peter Gesell. In dieser Reihenfolge wurde auch gestartet. Das Team hatte Glück und in der ersten Runde ein Freilos. In der zweiten Runde trafen sie auf das Team Russland 1, die zuvor Schweden in die Trostrunde geworfen hatten. Jörg Rennhack verlor seinen ersten Kampf schnell durch einen Selbstfallwurf. Baur glich durch einen Haltegriff aus. Heilemann verlor nur knapp seinen Kampf und die Russen lagen wieder einen Punkt vorne. Markus Utzat glich wieder mit einer kleinen Wertung und einer guten kämpferischen Leistung aus. Alles hing jetzt an Bischof, der behielt die Nerven und machte mit einer kleinen Wertung den Finaleinzug perfekt.

Im Finale traf das Deutsche Team auf Russland 2, die zuvor Polen aus dem Rennen warfen. Das war das gleiche Finale wie letztes Jahr, in dem Baur sich einen Muskelfaserriss zugezogen und das Deutsche Team 2:3 verloren hatte. Diesmal wollten die Deutschen die Goldmedaille nach Hause bringen. -66 kg verlor Jörg Rennhack. Baur traf wie letztes Jahr auf seinen alten Kontrahenten und Freund Ruslan Gamzatov, der in einer Altersstufe über Baur Europameister wurde. Bis zur Hälfte der Kampfzeit war das Duell ausgeglichen, dann knallten beide mit den Köpfen zusammen und die Wunde von Roman Baur brach wieder auf. Nach einer kurzen Behandlungszeit ging der Kampf weiter. Baur setzte alles auf eine Karte und versuchte nochmals anzugreifen, doch Gamzatov nutzte die Offensive und beförderte Baur mit einem Fußwurf auf den Rücken. -81 kg verlor Torsten Heilmann. Markus Utzat trat dann auf Grund eines verletzten Ellbogens nicht mehr an. Bischof erkämpfte noch den Ehrenpunkt.

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