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Ü30 Judo Europameisterschaft

Paris

Bei der ü30-Europameisterschaft waren 1.065 Athleten zwischen 30 und 80 Jahren am Start, davon alleine schon 449 Franzosen; die deutsche Delegation bestand aus 87 Athletinnen und Athleten. Im Medaillenspiegel -am Ende der Europameisterschaft- lagen die Deutschen mit 29 Medaillen (8 x Gold) auf Platz drei, weit abgeschlagen hinter Frankreich mit 84 Medaillen (19 x Gold) und Russland mit 70 Medaillen (25 x Gold).

Am Donnerstag startete Kolja Wohlbold in der Altersklasse M2 -100 Kg. Der Bronzemedaillengewinner von 2012 sah sich einer Armada von 15 Franzosen gegenüber; insgesamt waren 26 Athleten in seiner Gewichtsklasse am Start. Den ersten Kampf gegen Sam Bruchon aus Frankreich gewann Wohlbold schnell. Der Franzose vergaß, dass nach den neuen Regeln gekämpft wird, griff das Bein von Wohlbold mit der Hand an und wurde für diese Aktion, die seit 2013 verboten ist, disqualifiziert. Sein nächster Gegner war Martin Slaby aus der Slowakai. Wohlbold verlor bereits schon bei der EM 2012 im Halbfinale gegen den Slowaken. Kolja machte bis 45 Sekunden vor Schluss alles richtig; beide hatten noch keine Wertung erzielt, doch dann wurde Wohlbold ungeduldig, setzte einen Schulterwurf an, den der Slowake konterte und somit gewann. Slaby verlor den nächsten Kampf, was dann auch das Ende für den Tiefenbronner Kolja Wohlbold bedeutete.

Roman Baur (Europameister von 2011 und 2012) in der Altersklasse M3 -73 Kg startend, sah sich einem Teilnehmerfeld von 35 Athleten, davon 15 Franzosen, gegenüber. Somit war es kein Wunder, dass der Leonberger als ersten Gegner einen Franzosen, Christoph Bigot, zugelost bekam. Nach vierzig Sekunden beförderte Baur seinen Gegner mit einem Fußwurf auf die Matte. Mit Valeriy Merenkov aus Russland wartete ein harter Brocken auf Baur. Baur startete in seinem letzten Jahr in dieser Altersstufe und Merenkov, der 5 Jahre jünger ist, war 2012 Europameister in der M2. Beide schenkten sich nichts, doch brachte der Russe mit seinen beidseitig eingedrehten Schulterwürfen Baur immer wieder in Bedrängnis. Dreißig Sekunden vor Kampfende wich Baur einem Schulterwurf aus, der Russe zog weiter und nahm den Leonberger in einen Haltegriff. Baur verlor und der Traum von der Titelverteidigung platzte. Somit kämpfte sich der Ex-Europameister durch die Trostrunde. Tahar Benguesmi aus Frankreich besiegte er mit einer kleinen Wertung für eine Kontertechnik. Rikard Almloef aus Schweden beförderte er mit einem Hüftwurf auf die Matte. Im Kampf um den Einzug um Platz drei traf Baur auf einen alten Bekannten, den Niederländer Ference Arts, den Baur schon zweimal besiegen konnte. Und Baur wurde, wie so viele Athleten, Opfer der neuen Wettkampfregeln, die seit 2013 gelten. Der Leonberger hatte den Holländer gut im Griff, kam aber in eine Bodenkampfsituation am Mattenrand. Vor 2013 galt: wenn beide Kämpfer außerhalb der Matte sind, wird der Kampf unterbrochen, seit 2013 heißt es, wenn eine Bodenkampfaktion innerhalb angesetzt wurde und beide Kämpfer sich aus der Matte bewegen, zählt sie weiter. Baur war in der Bankposition und Arts wollte Baur umdrehen. Baur rollte intuitiv aus der Matte raus und landete im einem Haltegriff, aus dem es leider kein Entrinnen mehr gab. Der Leonberger Trainer ärgerte sich sehr über seine eigene Dummheit und konnte sich über den siebten Platz nicht freuen.

Diesen ganzen Frust nahm Baur dann mit in die Teamwettkämpfe am Sonntag und gewann alle seine vier Begegnungen. Die erste Begegnung der Teammannschaft fand gegen die Ukraine statt, die etwas unorganisiert antraten. Bis 66 kg gab Eyke Ehrenberg seinen Kampf ab, Baur -73 kg, Jörg Heynen -81 kg, Stefano Pressello -90 kg und Jens-Peter Bischof gewannen ihre Kämpfe und schickten die Ukrainer mit 4:1 von der Matte. Frankreich IV war der nächste Gegner. Hier wurde es knapp. Ehrenberg unterlag -66 kg seinem französischen Kontrahenten, Baur glich aus, musste aber über die volle Kampfzeit gehen. Olaf Rodewald -81 Kg lieferte sich eine heiße Schlacht mit seinem französischen Gegner, musste sich aber geschlagen geben. Pressello -90 kg glich wieder aus. Bischof war nervenstark und sicherte mit einer Außensichel den wichtigen dritten Punkt. Leider verletzte sich der Schwergewichtler bei dieser Aktion und konnte zu den weiteren Kämpfen nicht mehr antreten. Somit musste das Team gegen Russland II neu sortiert werden. Ehrenberg kämpfte -66Kg einen beherzten Kampf gegen seinen russischen Gegner, der leider das bessere Ende für sich verbuchen konnte. Auch Baurs Gegner verlangte dem Leonberger alles ab. Baur ging mit einer hohen Wertung in Führung, der Russe glich aus; dann ging es in die Verlängerung und Baur glich durch einen Haltegriff zum 1:1 aus. Jörg Heynen -81 kg gab alles, doch reichte es am Ende nicht. Somit stand es 2:1 und Rodewald musste gewinnen. Sein Gegner war ihm aber körperlich überlegen und machte den dritten Punkt für Russland. Pressello trat im Schwergewicht nicht mehr an und das deutsche Team verlor 1:4 gegen Russland II. Im Kampf um Platz drei wartete nun Frankreich III auf die deutsche Mannschaft. Ehrenberg machte den ersten wichtigen Punkt -66 kg. Baur -73 kg machte es spannend. Er lag nach 20 Sekunden schon mit einer hohen Wertung hinten. Doch hatte er bemerkt, dass der Franzose auf einen bestimmten Wurf mit einem Beinfasser reagierte, der mit einer Disqualifikation bestraft wird. Somit setzt Baur nochmals den Fußwurf an, der Franzose griff ans Bein und wurde disqualifiziert. Heynen -81 kg beförderte seinen Gegner mit einem Hüftwurf auf die Matte und erzielte den wichtigen dritten Siegpunkt. Pressello verbesserte mit dem vierten Sieg noch das Ergebnis auf 4:1 (Jens-Peter Bischof trat nicht mehr an). Somit sicherte sich das deutsche Team die Bronzemedaille. In der Mannschaft starteten Eyke Ehrenberg, Frank Brodsz, Roman Baur, Mario Schult, Falko Patzsch, Jörg Heynen, Olaf Rodewald, Stefano Pressello und Jens-Peter Bischof. Das Team wurde betreut von Stephan Steigmann.

Roman Baur

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