Jiu-jitsu
Die Geschichte des Jiu-Jitsu:
- Eine von vielen Versionen aus dem Dunkel von Historie und Erzählung -
Allgemeines
Die Bezeichnung Jiu-Jitsu bedeutet wörtlich: Technik oder Kunst (Jitsu / Jutsu) der Geschmeidigkeit, Flexibilität, Biegsamkeit, Sanftheit, Milde (alles verschiedene Übersetzungen des Ideogramms Jiu / Ju). All diese Begriffe repräsentieren ein einziges Prinzip, einen allgemeinen Weg, eine Technik anzuwenden, einen Weg, den menschlichen Körper als Waffe im Kampf ohne Waffen einzusetzen.
In Übereinstimmung mit diesem Prinzip können verschiedenartige Techniken angewendet werden, und tatsächlich hatte jede der alten japanischen der Schulen, deren Namen auch heute noch bekannt sind, dieses Prinzip in einer hochgradig individuellen und technisch unterschiedlichen Art und Weise umgesetzt. Eine Art und Weise, die streng geheim zu halten sich jede Schule bemühte und welche im Laufe der Zeit das jeweilige Charakteristikum der jeweiligen Schule wurde.
Die Wurzeln
Als Wurzel fast aller asiatischen Kampfkünste wird Indien betrachtet, von wo sie sich über Südostasien bis nach China und Japan verbreiteten und unterschiedliche Ausprägungen annahmen.
495 n.Chr. wurde in China das bekannte Shaolin-Kloster erbaut, in dem gymnastische Übungen zur Lockerung des Körpers nach langer Meditation entwickelt wurden. Diese Gesundheitsübungen wurden unter dem Einfluß der indischen Kunst in Verteidigungsübungen umgewandelt, die den Wandermönchen auf ihren langen Reisen gegen allerlei Anfeindungen helfen sollten. Es entstand das Kung-Fu oder Wu-Shu, das sich in unzähligen Stilen weiterentwickelte und bis heute in vielen Stilen einen hohen akrobatischen Anspruch stellt.
Die Ausprägung in Japan
Im 13. Jahrhundert tauchten in Japan erstmals die Samurai als bewaffnete Kämpfer auf. Sie etablierten sich als Kaste, die sich verstärkt der Kriegführung und den Kampfkünsten widmete.
Jigoro Kano
In verläßlichen Quellen taucht die eigentliche Kunst des Jiu-Jitsu erstmals im 17. Jahrhundert auf und wird namentlich erstmals in Büchern, die sich mit den Kampfkünsten beschäftigen, wie z.B. das ?Bugei Shogen? und das ?Kempo Hisho?, genannt. Meister Jigoro Kano, der Begründer des Judo (eine Disziplin, die hauptsächlich ? wenn nicht gar vollständig ? auf dem oben genannten Prinzip beruht), verfolgte die Entstehung des Jiu-Jitsu unter diesem Namen bis in die Zeit zwischen 1600 und 1650 zurück. Ältere waffenlose Kampfkünste gehen unter anderen Namen noch wesentlich weiter in die japanische Geschichte zurück und flossen später in die verschiedenen Schulen des Jiu-Jitsu ein. Hauptsächlich waren dies jene Stile, die die frühen Samurai neben ihren Waffenkünsten im Kampf unterstützten, wie z.B. das Yawara-ge, das Yawara-gi, das Kogusoku (auch Koshi-no-mawari genannt), das Torite und frühe Formen des heutigen Sumo.
Die eigentliche Blüte erreichten die waffenlosen Kampfkünste aber erst in der Edo-Zeit, da sie früher für die Samurai wegen ihrer raffinierten Bewaffnung eine untergeordnete Rolle spielten und dem einfachen Volk der Zugang zu irgendwelchen Kampfkünsten schlicht nicht möglich war.
Im Bezug auf konkrete Kampfstrategien bedeutete das Prinzip des "Ju": Angepaßt, flexibel und vernünftig auf strategische Manöver des Gegners zu reagieren und seine Manöver und die darin steckende Kraft zu nutzen, um ihn zu besiegen oder wenigstens seinen Angriff zu neutralisieren. Die grundlegende Frage war immer: "Funktioniert es ? Ist es im Kampf effektiv?" Die Antwort auf diese Frage wurde ganz konkret durch die Ergebnisse von Duellen und öffentlichen Wettkämpfen zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Schulen geliefert. Die Brutalität dieser Begegnungen und ihr häufig tödliches Ende ist lebhaft in Harrisons Werk "The Fighting Spirit of Japan" dargestellt.
"In jenen Tagen waren die Wettkämpfe extrem hart, und nicht selten kosteten sie die Teilnehmer das Leben. So sagte ich meinen Eltern stets Lebewohl, wenn ich aufbrach um an irgendeiner dieser Begegnungen teilzunehmen, da ich nie sicher sein konnte, wieder lebend zurückzukehren. Die Wettkämpfe waren derart intensiv, daß nur wenige Techniken angewendet wurden und wir nie zögerten, die gefährlichsten Methoden [im Sinne von tödlichen Techniken] anzuwenden, um den Gegner zu besiegen."
In diesen turbulenten Begegnungen (wie sie historisch unter den Speerkämpfern und unter den Schwertkämpfern üblich waren) war es oft eine Frage von "gewinne oder verliere alles".
Solch ein Prozeß der Qualifizierung (man könnte auch sagen: Eliminierung) durch praktische Tests gewährleistete nicht nur ein ständiges Bestreben, die Waffen und auch ihre technische Anwendung zu perfektionieren, er festigte auch die Reputation der Schulen, deren technische Perfektion besonders ausgeprägt war. Es gab unzählige Schulen, die durch die gekonnte Adaption des "Ju"-Prinzips für ihre Techniken sehr effektive Methoden des Kampfes entwickelten. Die folgenden dieser Schulen sind (neben vielen anderen) in Chroniken über die Kampfkünste als sehr beachtenswerte und bedeutende Schulen des Jiu-Jitsu erwähnt: der Tenjin-Shinyo-Ryu, der Takenouchi-Ryu, der Sosuishitsu-Ryu, der Kito-Ryu und der Sekiguchi-Ryu. Zusammen mit einigen anderen erfuhren diese Schulen eine modifizierende Synthese im von Meister Jigoro Kano im 19. Jahrhundert gegründeten Judo.
Weitere Informationen zum Jiu-Jitsu finden Sie unter www.jiu-jitsu-wjv.de