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Dritte Internationale Tübinger Judo-Schulsport-Fortbildung

Tübingen

Gewaltprävention an Schulen durch Judo – realistisches Ziel oder Utopie?

Erneut fanden über 100 Judoka, gut die Hälfte davon Lehrerinnen und Lehrer, den Weg nach Tübingen – viele schon zum wiederholten Male – und hatten drei Tage großen Spaß auf und neben der Judomatte.

Die Zukunft des Judo liegt nach Überzeugung des Organisators Joachim Gehrig (Referent Schulsport im WJV und stv. Referent Schulsport im DJB) in der Schule. Reformierte Bildungspläne mit dem Bewegungsfeld „Fairkämpfen – sicher Fallen“, Angebote im Rahmen der Ganztagesbetreuung und Modelle zur Gewaltprävention und zur besseren Integration sind nur einige Handlungsfelder für das Judo an den Schulen.

Darüber hinaus lässt sich im Judo mit geeigneten Organisationsformen eine sehr hohe Zahl an Bewegungsminuten pro Kind realisieren. Im Vergleich mit traditionellen Schulsportdisziplinen wie Gerätturnen und den oft anzutreffenden Rahmenbedingungen, wie z.B. große Klassen und kleine Sporthallen stellt dies einen signifikanten Vorteil von Judo dar.

Mit dem Programm zur Tübinger Judo-Schulsport-Fortbildung wurde erneut der Spagat geschafft, einen interessanten Rahmen sowohl für Neueinsteiger aus den Schulen als auch für Vereinstrainer mit wettkampfspezifischem Interessenschwerpunkt zu bieten.

Eine Kendo-Gruppe, die an einer sog. „Brennpunktschule“ eingeführt wurde, stellte sich in Theorie und Praxis vor. Dabei wurde deutlich, wie durch Budo – also auch durch Judo – erstaunlich positive Resultate erzielt werden können. Speziell durch die Rituale im Judo und durch die hohen Anforderungen an die Disziplin erhalten die Jugendlichen einen Orientierungsrahmen und ein Wertesystem, die sie häufig im Elternhaus und in der übrigen Erziehung nicht mehr erhalten. Schon durch die Einführung von einfachen Regeln wird eine körperliche Auseinandersetzung zwischen den Jugendlichen möglich – ohne dabei ein größeres Verletzungsrisiko einzugehen.

„Diejenigen Jugendlichen, die die Möglichkeit haben, sich nach Regeln körperlich auseinander zu setzen, werden dies in der übrigen Schulzeit nicht mehr ohne Regeln tun“, so die Überzeugung von Joachim Gehrig, „weil dadurch evtl. vorhandene Aggressionspotentiale abgebaut bzw. kanalisiert werden können.“

Ein besonderes Highlight für die Teilnehmer waren die Trainingseinheiten mit Udo Quellmalz, dem erfolgreichsten deutschen Judoka (Olympiagold, Olympiabronze, fünf WM-Teilnahmen mit zwei WM-Titeln sowie einer Vize-Weltmeisterschaft und einem 3. WM-Platz, u.v.m.).

Ebenfalls auf großes Interesse trafen die Übungseinheiten mit „teambildenden Maßnahmen“ und „Übungen zum Entwickeln von sozialem Lernen“ von Stefanie und Volker Gößling.

Zum wiederholten Male begeisterte Pierre Schmitz die Teilnehmer mit sehr kreativen , aber auch körperlich anspruchsvollen Möglichkeiten zum spielerischen Training motorischer Fertigkeiten. Nicht nur deshalb erfreute sich die letzte Einheit am Samstagabend, in der Stefanie und Volker Gößling Möglichkeiten und Techniken zur Entspannung und Massage vorgestellt haben, einer großen Beliebtheit.

„Judo-Urgestein“ Dr. Hans Müller-Deck überzeugte seine Trainingsteilnehmer mit seinem enormen Wissens- und Erfahrungsschatz.

Gunter Bischof, hier im wahrsten Sinne des Wortes „der Vater des Erfolgs“, beeindruckte durch seine dynamische Demonstration aktueller Wettkampftechniken.

Die exemplarische Vorstellung eines Tübinger Modells zur Grundschul-Vereins-Kooperation, vorgestellt durch Rainer Lupschina vom JSV Tübingen sowie eine Erläuterung von Judo-Prinzipien anhand ihrer japanischen Terminologie in Verbindung mit einer Einführung in die japanische Schrift durch den Japanologen Wolfgang Fanderl (Budotomo Tübingen) waren weitere Programmpunkte.

Die gemeinsamen Abende im „Ratskeller“ und in der „Hausbrauerei Neckarmüller“ boten den Teilnehmern die Möglichkeit zum umfassenden Erfahrungsaustausch und zu vielen interessanten Gesprächen.

Die Resonanz auf die Veranstaltung war äußerst positiv, so dass sich viele den nächsten Termin bereits vorgemerkt haben:

„Vierte Internationale Tübinger Judo-Schulsport-Fortbildung“, 09. – 11. Oktober 2009!

Joachim Gehrig

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