News

Berichte

Fast "Staatsempfang" für den Olympioniken Ole Bischof in Reutlingen

Reutlingen

Die TSG Reutlingen ist der Heimatverein von Ole Bischof. Die dortige Judo-Abteilung hatte für ihren zweifachen Olympiafinalisten zu einem Empfang eingeladen und der Wahlkölner war mit Gold und Silber angereist. Er zeigte sich sichtlich froh "und auch ein bisschen aufgeregt", wieder einmal an die Stätte seiner Judo-Anfänge zurückzukehren. Als erster Redner lobte der Ehrenvorsitzende der Vereins, Dr. Heiner Völker, den Silbermedaillengewinner von London als "Supersportsmann". Nicht nur seine Leistung bei den Olympischen Spielen 2012 sei beeindruckend gewesen, als er hier als Titelverteidiger wieder ins Finale vordrang, sondern auch seine Fairness nach der Niederlage im Kampf um Gold, als er seinen Gegner als verdienten Sieger bezeichnete. "Das war eine tolle Werbung für den Judo-Sport" pflichtete ihm WJV-Präsident Martin Bobert bei. Er blickte in seiner kurzen Ansprache noch einmal kurz auf Bischofs Werdegang zurück. Hier war schon immer dessen starker Wille, sich zu verbessern, prägend. Logische Konsequenz sei ein ständiger Aufwärtstrend gewesen, der schließlich mit Gold in Peking und Silber in London seine Höhepunkte fand. Mit einem Augenzwinkern überreichte der Verbandspräsident einen Scheck, um "die nächsten vier Jahre ein bisschen zu überbrücken". Die Stadt Reutlingen war durch die Erste Bürgermeisterin Ulrike Hotz vertreten. Sie betonte, wie stolz die gesamte Region auf ihren Olympioniken sei und überreichte Bischof für seine Verdienste die Friedrich-List-Medaille. Im Namen der Sparkassen-Finanzgruppe waren die beiden Vorstände Michael Bläsius und Stefan Brieger gekommen. Sie betonten die "wichtige gesellschaftliche Funktion des Sports", weshalb ihr Unternehmen ja auch Partner des deutschen Olympiateams geworden sei. Als Medaillengewinner durfte Bischof über die Verwendung von 3.000 Euro zur Nachwuchsförderung bestimmen, er hatte sich für seinen Heimatverein entschieden. Nun konnte er den Scheck zusammen mit seiner Patentochter Emily, die bei der TSG Judo betreibt und mittlerweile den gelben Gürtel hat, in Empfang nehmen. Den Abschluss der Rednerliste bildete Judo-Abteilungsleiter Botond Draskoczy, der in London live dabei war, als Bischof Silber holte. Für ihn war klar: "Ich wusste, dass er das kann, aber dass er es tatsächlich nochmal ins Finale gepackt hat, das war für mich fast höher zu bewerten als der Olympiasieg von Peking". Ole Bischof selbst zeigte sich sehr angetan von dem Empfang, der ihm bereitet wurde. Er blickte nochmals kurz auf seine Anfänge zurück, um allen zu zeigen, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben. Damals war Marc Meiling, der Silbermedaillengewinner von Seoul 1988, sein großes Vorbild. Aber der hatte, aus Sicht des kleinen Jungen, eben "nur" Silber gewinnen. So fragte Ole eines Tages seinen Papa: "Kann ich Gold holen?" Gunter Bischof, im deutschen Judo eine feste Größe, blickte seinen Sohn an und meinte nur: "Klar, Ole." Aber: Ole hat´s halt tatsächlich geschafft, und vier Jahre später sogar noch Silber draufgelegt. Damit ist Ole Bischof selbst ein großes Vorbild für viele Jugendliche geworden. "Diese Rolle werde ich versuchen, so gut ich kann, auszufüllen" versprach der Geehrte. Und er begann gleich mit der Tugend Ehrlichkeit: "Dafür, dass die Oberbürgermeisterin der Stadt Reutlingen es nicht hierher geschafft hat, habe ich keinerlei Verständnis - da kann mir ihre Assistentin so viele Emails schreiben wie sie will." Das saß, aber alle Anwesenden konnten dem nur zustimmen. Es trübte die Stimmung aber nur unwesentlich, schließlich hatten sich Draskoczy und seine Judokas von der TSG Reutlingen einiges für den Empfang einfallen lassen. Als erstes musste Bischof "Ole-Kämpfe-Raten". Jugendliche der TSG stellten entscheidende Szenen von internationalen Fights nach; zwei der drei erkannte Bischof auch, der mittlerweile auf rund 250 Kämpfe für die deutsche Nationalmannschaft kommt, von denen er ca. 80 Prozent gewonnen hat. Zudem hatte Draskoczy Olympia-Artikel aus London mitgebracht, die nun für einen guten Zweck versteigert wurden. Zwei Käppis und ein T-Shirt fanden neue Besitzer, die beiden Repräsentanten der Sparkasse verdoppelten im Anschluss den Erlös. "Wir haben uns absichtlich nicht an der Versteigerung beteiligt, um den Kindern die Souvenirs nicht wegzunehmen" erklärte Michael Bläsius die Zurückhaltung während der Aktion. Bischof entschied, dass der Erlös an "Judoka für Judoka" gehen soll. Freilich hatten die Reutlinger Judokas auch für das leibliche Wohl gesorgt und so konnte, wer wollte, den Abend noch in gemütlicher Runde ausklingen lassen.

Christoph Nesper Pressereferent des Württembergischen Judo-Verbandes

Zurück