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IJF Weltmeisterschaft der Veteranen in Málaga

Málaga/ESP

Baur ums Finale und fast noch um Bronze betrogen.

Nachdem die WM in Málaga schon katastrophal organisiert war, kam am Samstag noch Versagen von Kampfrichtern und Organisatoren dazu. Zunächst standen stundenlange Wartezeiten zum Wiegen und zur Akkreditierung an. Manche Athleten, die am Samstag kämpfen sollten, wurden schon am Mittwoch gewogen. Hinzu kam, dass die Listenführung im Internet nie aktuell war und falsche Wettkampflisten in der Halle aushingen. Es gingen ca. 1500 Kämpfer an drei Tagen an den Start und alle Athleten zahlten 150 Euro Startgeld plus weitere Gebühren, die von der IJF (International Judo Federation) eingenommen wurden. Für diesen Betrag sollten die Athleten eigentlich einen reibungslosen Ablauf dieses Turniers erwarten können. Dem war jedoch nicht so. An den Wettkampfmatten war jeweils nur eine Kamera für die Videokampfrichter vorhanden, was bei einigen Kämpfen zu schweren Fehlentscheidungen führte. Hier wurde offenbar zur Gewinnmaximierung am falschen Ort gespart.

Nachdem Wild am Donnerstag schon Silber erkämpft hatte, wollten am Samstag Kolja Wohlbold in der Altersklasse M2 (35-39 Jahre) -100 Kg und Roman Baur M4 (44-49 Jahre) -73 Kg nachziehen. Wohlbold hatte 24 Kämpfer in seiner Klasse. Im ersten Kampf traf er auf den Brasilianer Bello Grande Dias. Baurs Trainingspartner startete nach Plan. Er ging mit einer kleinen Wertung für einen Schulterwurf in Führung. Im weiteren Verlauf bekam Dias dann noch eine Strafe wegen Passivität und alles sah nach einem Sieg für den Deutschen aus. Eine Minute vor Kampfende lief Wohlbold jedoch in die Brasilianische Falle. Der Tiefenbronner fühlte sich sicher und nutzte die defensive Haltung des Brasilianers um einen Innenschenkelwurf anzusetzen. Darauf hatte Dias wohl spekuliert und konterte Baurs Schützling. Dies war ein kurzer Auftritt bei der WM, da der Brasilianer den nächsten Kampf verlor und Wohlbold somit nicht in die Trostrunde kam.

Baur startete mittags um vier ins Turnier. Von 48 gemeldeten Athleten traten am Ende 39 in Baurs Gewichtsklasse an. Seine Favoriten Ruslan Gamzatov und Yves Tullio flogen schon in der ersten Runde raus. Deshalb rechnete er sich somit gute Chancen auf den Titel aus und es lief zu Beginn auch gut. Nach einem Freilos trat Baur gegen den Spanier Guido Tessainer de Olano an, der vom spanischen Publikum lautstark angefeuert wurde. Nach einer Minute schickte der Vizeeuropameister den Spanier mit einem Fußwurf von der Matte. Mit dem Portugiesen Luis Vale kam Baur auch gut zurecht. Eine hohe Wertung durch einen Fußwurf und eine zweite hohe Wertung, durch eine Selbstfalltechnik, brachten den Sieg. Dann wurde es schwierig, denn der nächste Kämpfer war, wie Baur auch, ein starker Linkskämpfer. Der Argentinier Rafael Bustos Fierro verhinderte anfangs Baurs Griff, konnte jedoch auch selbst nicht angreifen. Dann fand der Deutsche einen Weg seinen Griff besser durchzusetzen und brachte den Argentinier mit Fußwürfen immer mehr in Bedrängnis. Einmal konterte der Argentinier einen Fußwurf mit einem Beinfasser, den die Videokampfrichter nicht ahndeten, weil es auf dem Video nicht klar ersichtlich war. Nach zwei Minuten erhielt er eine Verwarnung für Passivität, Baur machte so weiter und gewann das Duell. Im Halbfinale traf der Leonberger Judotrainer auf den starken Schweden Johan Thoersman den Baur als den stärksten Gegner einschätzte, was sich auch bestätigen sollte. Thoersman ist ebenfalls ein Linkskämpfer und Baur tat sich zu Beginn erneut schwer. Nach einer Minute setzte der Schwede eine Innensichel an und erhielt dafür eine kleine Wertung. Der WM Dritte von 2013 setzte den Schweden dann immer mehr unter Druck, worauf Thoersman nochmals eine Innensichel ansetzte. Baur wich aus und der Schwede warf den Leonberger mit einem Beinfasser. Der Mattenrichter zeigte die Disqualifikation für diese verbotene Technik an, die Videorichter revidierten aber diese korrekte Entscheidung wieder, weil es auf dem Video nicht klar ersichtlich gewesen sei. Baur blieb dann nicht mehr viel Zeit und er setzte alles auf eine Karte, warf eine Kombination mit einer Eindrehtechnik und einem Fußwurf was eigentlich eine hohe Wertung aber mindestens eine kleine geben musste, doch wieder verhinderten die Videokampfrichter die Wertung für den Deutschen. Damit verlor Baur unglücklich das Halbfinale und stand im Kampf um Platz drei wieder einem Schweden, Patrick Gardsi, gegenüber. Der nächste Skandal wartete schon. Nach dem Halbfinalkampf musste Baur vom weißen in den blauen Judoanzug wechseln, zusätzlich etwas trinken und ein Toilettengang absolvieren. Als Baur gerade von der Toilette zurückkam und auf dem Weg zur Einmarschhalle war, sah er wie der Schwede zum Sieger gekürt wurde. Er sprintete zur Wettkampforganisation, legte Protest ein und es entstanden lange Diskussionen. Baur hatte keine fünf Minuten Pause zwischen den zwei Kämpfen gehabt und der Offizielle der den Einmarsch organisierte, hatte das nicht beachtet, sah Baur nach seinem Aufruf nicht und meldete Baur beim Kampfgericht ab. Normalerweise stehen dem Kämpfer 10 Minuten Pause zu und er wird nach dem ersten Aufruf noch zweimal aufgerufen. Dies fand alles nicht statt. Selbst Trainer aus Russland, USA und Frankreich setzten sich für den Deutschen ein und nach langen Diskussionen wurde der Kampf wiederholt. Baur war dann etwas von der Rolle, setzte zu Beginn einen schwachen Innenschenkelwurf an, den der Schwede konterte. Der Leonberger lag eine hohe Wertung hinten und versuchte sich zu sammeln. Er bekam dann noch eine Verwarnung wegen Passivität, doch dann besann er sich wieder auf seine Stärken. Mit einer Selbstfalltechnik glich der Deutsche die hohe Wertung aus. Gardsi setzte dann einen Schulterwurf an, Baur nutzte die Aktion, drehte den Schweden auf den Rücken und gewann mit einem Haltegriff. Endlich durfte Baur sich über die Bronzemedaille freuen.

Damit kamen die Kämpfer der Leonberger Judoschule mit Silber und Bronze von der Ü30 WM in Malaga heim.

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