Tai-Chi
Das Schattenboxen "Tai Chi Chuan" (eine Hauptrichtung der chinesischen Kampf- und Bewegungskünste "Kung Fu") ist eine sanfte, lockere Bewegungstherapie. Tai Chi bedeutet "das höchste Gesetz"; Chuan heißt Faust. Die Ursprünge des Tai Chi verlieren sich im Nebel der Mythen und Legenden. Als Begründer des Tai Chi wird der taoistische Mönch Chang San Feng genannt, der im 12. Jahrhundert lebte. In der Literatur wird jedoch schon viel früher von Kampfkünsten berichtet, die Elemente des späteren Tai Chi Chuan enthielten.
Nach einer anderen Entstehungsversion soll Tai Chi als innerer, nördlicher Stil gegen Ende der Ming-Dynastie im Dorf Chenjiangou entstanden sein. In dieser Gegend hatte man zuvor bei zahlreichen kämpferischen Auseinandersetzungen immer schnelle Schläge und Stöße, bzw. kraftvolle Bewegungen angewandt. Nun machte man sich ein Prinzip chinesischer Philosophie zu eigen, wonach das Starke und Harte durch das Schwache und Weiche besiegt wird. Man übte sich fortan in sanften, gemessenen Aktionen, die zu einem rhythmischen und harmonischen Bewegungsfluss aneinander gereiht wurden.
Tai Chi Chuan weist auch viele Ähnlichkeiten mit den im "Quangjing" beschriebenen Stilrichtungen und Kampftechniken auf. Diese von einem berühmten General der Ming-Dynastie verfasste Buch, berichtet von 16 verschiedenen Boxschulen. Man vermutet, dass Elemente dieser Boxstile im Tai Chi Chuan zu einer Einheit zusammengefügt und so weiterentwickelt wurden. Heute unterscheidet man beim Tai Chi Chuan mehrere Stilarten, von denen es noch zahlreiche Varianten gibt:
Der traditionelle Chen-Stil entstand ca. 1650 in der Chen-Familie. Andere Stile haben sich aus ihm entwickelt. Die Übungen werden in unterschiedlichen Tempi ausgeführt und wirken kämpferisch.
Der Yang-Stil wird langsam und gelassen ausgeführt - der gesundheitsfördernde Aspekt der raumgreifenden Bewegungen steht im Vordergrund. Er wurde erstmals um 1800 am kaiserlichen Hof von Meister Yang Lu Chan unterrichtet und ist heute in ganz China verbreitet. Als einfache Variante übt man 37 Figuren und 13 Bewegungsabläufe mit und ohne Partner. Die "Form" besteht aus 60 exakt ausgeführten Bewegungen. Diese Ganzkörperbewegungen mit ständigen Gewichtsverlagerungen (drehen, ausweichen, ziehen, wenn man gestoßen wird, usw.) und die angepasste Atemtechnik dienen der meditativen Selbstversenkung, d.h. dem Erleben der innneren Kraft Ch'i. Typisch fr den Yang-Stil sind die "push hands", d.h. das gekonnte Wegstoßen des Gegners.
In Europa wurde Tai Chi Chuan auch unter dem Namen "13 Bewegungsformen" bekannt, womit 8 Grundhaltungen der Hände und 5 Körperstellungen gemeint sind. Tai Chi ist der chinesischen und westlichen Medizin als eine sanfte aber wirksame Methode bekannt, um den Kreislauf zu stabilisieren und die Organe zu stärken. Die Entspannung des Körpers erfolgt bei gleichzeitiger Konzentration auf die Ünungen.Grundlegende Übungsziele des Tai Chi sind: Gesunderhaltung, Selbstverteidigung und Meditation. Der Kampfkunst-Aspekt hat beim Tai Chi Chuan eine untergeordnete Bedeutung, ist aber in manchen Angriffs- und Abwehrbewegungen erkennbar geblieben. An die Stelle von Härte ist eine sanfte Behutsamkeit getreten, die zu Entspannung und Gelassenheit führen soll.
Tai Chi Chuan ist auf dem Prinzip des Yin und Yang aufgebaut: Harte und nachgiebige Bewegungen und Ruhepausen sollen sich harmonisch verbinden. Die zweckmäßigen Bewegungen von Händen, Unterarmen, Schultern, Hften und Beinen werden wie ein langsamer Tanz vorgeführt. Man übt allein, zu zweit oder in Gruppen. Kraft und Schnelligkeit spielen keine Rolle, wohl aber die Folge der Bewegungen und die Genauigkeit ihrer Ausführungen.
Bei Problemen mit der Wirbelsäule und Verspannungen im Nacken und Schulterbereich dient Tai Chi mit Erfolg der Prävention und Rehabilitation. Tai Chi ist gelenk- und bänderschonend, seine gesundheitsfördernde Wirkung ist unbestritten. In China betreiben Millionen Menschen, ob alt oder jung, Frauen oder Männer, allmorgendlich in Parks und Betrieben, auf Straßen, Plätzen und Bahnhöfen diese Gesundheitsgymnastik. Tai Chi Chuan ist in jedem Alter erlennbar und in kaum einer anderen Sportart sind so viele ältere Menschen aktiv.