Referate

Katawesen

Kata-Infos

„Kata heißt, durch eine im Voraus festgelegte Art und Weise Methoden des Kampfes zu studieren.“ (Jigoro Kano)

Kata lehrt sowohl das technische Prinzip des Judo (bestmöglicher Einsatz von Geist und Körper) als auch andere Prinzipien wie z.B.:

  • das Prinzip der richtigen Haltung
  • das Prinzip des Nachgebens
  • das Prinzip des richtigen Handlungsabstands
  • das Prinzip der Entfaltung von Synergien zwischen Tori und Uke
  • das Prinzip des Impulses, Schwunges
  • das Prinzip der Kraft, Stärke

Kata zielt durch bewusste Vereinfachung u. a. darauf ab,

  1. Freies Üben und Wettkampf zu ergänzen
  2. koordinative Fähigkeiten und nicht nur sporttechnische Fertigkeiten zu schulen (zielorientierte Gesamtkörperbewegung)
  3. die Orientierungs-, Reaktions- und Rhythmusfähigkeit (z. B. den Atemrhythmus) zu stärken,
  4. die Gleichgewichtsfähigkeit zu fördern
  5. Theorie und Praxis zu verbinden (Kata als Grammatik des Judo, Randori als Aufsatz)
  6. ein Sinnbild des technischen und geistigen Weges (Do) zu sein

Die Etikette in Kata stellt keine übertriebenen oder leeren Förmlichkeiten dar, sondern bereitet die richtige innere Einstellung vor. Erst Höflichkeit, Gelassenheit und ruhige Ausgeglichenheit erlauben die wichtige Harmonie und Feinheit in den technischen Details.

Das Grüßen darf nicht als lästige Formalie betrachtet werden. Der Gruß drückt nicht nur gegenseitige Höflichkeit aus, sondern vor allem die eigene Würde, den inneren Frieden, die Ausgeglichenheit, Wachsamkeit, Gelassenheit und Ruhe sowie die Achtung vor dem Ort, an dem geübt wird (Dojo), dem Meister und dem Partner. Tori und Uke sollen vom Angrüßen bis zum Abgrüßen wie mit einem unsichtbaren Gummiseil auf Spannung mit einander verbunden sein und jede ihrer Techniken als Paar beenden.

Nach dem Grüßen leiten Tori und Uke mit förmlichen Schritten (links/rechts auf Schulterbreite; Shizen-hontai) den technischen Teil der Kata ein und stellen damit zugleich den richtigen Handlungsabstand her. Nur die geschickte Wahl der angemessenen Entfernung zwischen Tori und Uke erlaubt in der technischen Ausführung geschmeidige und flüssige Bewegungen.

Die Eröffnungsschritte zeigen gutes Gleichgewicht und zugleich Zuversicht, Kraft und Entschlossenheit (symbolisches Erwarten des Gegners für den wirklichen Kampf) und führen zu einer ruhigen und ausbalancierten Ausgangshaltung, aus der es möglich wird, schnelle Bewegungsabfolgen zu beginnen und dynamisch und flexibel abzuwehren. Diese Haltung verkörpert das für die Kampftechnik wesentliche Moment der Kraft und Intensität im Zustand äußerster Ruhe.

Die Beziehungen zwischen Körper und Geist lehren, dass körperliche Ruhe, zu der die natürliche Stellung Shizen-hontai beiträgt, unmittelbar zur geistigen führt und umgekehrt. Die alten Meister betrachteten Angst, Zweifel, Hast und Unruhe als die vier wesentlichen Krankheiten, die das innere Gleichgewicht störten. Sie strebten daher als Grundlage der kriegerischen Künste einen gelassenen Zustand an, der durch nichts erschüttert werden konnte.

Tori und Uke setzen ihre Kraft immer nur im erforderlichen Maße ein. Unnötiger Kraftaufwand in den Armen führt zu zu viel Spannung im Oberkörper, zu viel Kraft in den Beinen zu einem steifen, ungelenken Gang. Alle Bewegungen der Arme und Beine werden aus den Muskeln des Unterleibes (Hara) gesteuert.

Tori und Uke sind in diesem stilisierten Zweikampf technisch gleichwertige Partner. Uke greift stets ernsthaft und kraftvoll an. Tori begegnet diesen Angriffen genauso entschlossen, tatkräftig und wirkungsvoll. Dabei vermeiden beide alle unnötigen Bewegungen. Ukes Angriff folgt Toris Nachgeben sowie das Aufnehmen, Weiterführen und Umlenken der Angriffsbewegung (Brechen der Angriffsinitiative). Tori leistet keinen unmittelbaren Widerstand.

Stets gleicht Uke größere Handlungsabstände aus und steht nach einem Fall mit möglichst wenig Bewegungen flüssig und, soweit dies möglich ist, ohne Hilfe der Hände auf. Tori führt nur die technisch unbedingt notwendigen Schritte aus.

Alle Bewegungen von Tori und Uke stehen in Wechselbeziehung zu ihrer Atmung. Sie bestimmt den Ausführungsrhythmus. Hastige, unkontrollierte Atmung führt zu hastigen, unkontrollierten Bewegungen. Die Partner holen deshalb rhythmisch, tief, langsam und ruhig Luft und gestalten ihre Kata so, dass sie beim Höhepunkt der jeweiligen Technik am Tiefsten ausatmen.

Tori und Uke beherrschen insbesondere:

  • Körperhaltung: Tori und Uke nehmen in den unterschiedlichen Phasen der Kata verschiedene Formen der natürlichen Stellung sowie der Verteidigungsstellung ein.
  • Blickkontakt: Tori und Uke halten von Beginn der Technikausführung an so lange wie möglich ihren Blickkontakt (Augenkontakt) aufrecht.
  • Gehen:
    Ayumi-ashi - Gleitendes Gehen auf der Matte unter Wahrung des Gleichgewichts, bei dem ein Fuß den anderen überholt, aber mit ständigem Mattenkontakt der Fußsohlen. Im Gegensatz zum normalen Gehen wird das Körpergewicht nicht über den Fußballen abgerollt.
    Tsugi-ashi - Die Füße nähern sich einander oder entfernen sich voneinander, ohne dass sie sich überholen (vorwärts, rückwärts, seitwärts, in der Kreisbewegung).
    Tai-sabaki (Körperdrehung um das eigene Standbein) - Das Drehen um die Körperlängsachse auf dem Standbein in aufrechter Haltung aus der Hüfte (Körpermitte, Hara) ohne Verlust des Gleichgewichts ist für ein sicheres Ausweichen, Neutralisieren und Übernehmen von Ukes Schub- und Schlagkraft unerlässlich. Tori verstärkt durch richtige Hüftdrehung wesentlich die Kraft seines Zugarms und seines Hebezugarms. Toris Körperdrehung erzeugt über einen langen Beschleunigungsweg Zentrifugalkräfte, die er mit einem großen Kraftimpuls auf Uke übertragen kann.
  • Kumi kata (Methode des Greifens)
  • Zanshin: Tori kontrolliert Uke nach jedem Wurf noch einen Augenblick mit einer besonderen Art von Wachsamkeit (Zanshin), d.h. im Hinblick auf die mögliche Fortsetzung des Kampfes zeigt sich Tori besonders wachsam und hilfsbereit.
Quelle:
Deutscher Judo-Bund (Hrsg.): Begleitheft zum Dan-Prüfungsprogramm. Ein Nachschlagewerk zu verschiedenen Themen der Dan-Prüfungsordnung im Deutschen Judo Bund e.V. (http://www.judobund.de/fileadmin/_horusdam/487-Begleitmaterial_DanPO_DJB_Mai2011.pdf Stand 02.07.2015, S. 102-103).
Der Inhalt wurde leicht verkürzt und ergänzt.
 

Verfasst von Astrid Czymara