Erfolgreiche Kooperations-Veranstaltung "Prävention gegen sexualisierte Gewalt in den Vereinen" und "Durchführung von Kursen gegen sexuelle Gewalt"
Erstmalig wurde eine Fortbildung angeboten, welche in Kooperation der Referate des Württembergischen Judo-Verbandes, Gewaltprävention und Kinder- und Jugendschutz entstand.
Zum einen ging es hierbei um die „Prävention gegen sexualisierte Gewalt in den Vereinen“ und zum anderen um die „Durchführung von Kursen gegen sexuelle Gewalt“. Geleitet wurde die Fortbildung durch Tanja Wente, Schutzbeauftragte des Württembergischen Judo-Verbandes und durch Peter Kollmannthaler, Leiter des Lehrteams Gewaltprävention im Württembergischen Judo-Verband.
Die Schulung fand am 10. April 2022 beim KSV Esslingen mit zehn Teilnehmer*innen aus verschiedenen Vereinen statt. Diese wurden sowohl in der Theorie als auch in der Praxis unterrichtet. Während im Bistro Bereich des KSV Esslingen die perfekte Technikausrüstung mit zwei Monitoren für die Präsentation des ersten Teils vorbereitet war, stand für den zweiten Teil der Fortbildung der Gymnastikbereich mit ausgelegten Judo-Matten zur Verfügung.
Im ersten Teil der Fortbildung erläuterte Tanja Wente, dass sich sexualisierte Gewalt in den unterschiedlichsten Formen zeige und von „verbalen Belästigungen“ bis hin zu „erzwungenen sexuellen Handlungen“ reiche.
Durch eigenständige Zuordnung von Fallbeispielen wurden die Teilnehmenden für die unterschiedlichen Stufen der „sexualisierten Gewalt“, den Grenzverletzungen, den sexuellen Übergriffen und dem sexuellen Missbrauch sensibilisiert. Auf diese Weise konnte veranschaulicht werden, dass jegliche sexuelle Handlung an, mit und vor Kindern und Jugendlichen eine Straftat darstelle.
Die Teilnehmenden erfuhren durch die Schulung über die Handlungsweise der Täter*innen, dass jene immer ein Ergebnis bewusster Entscheidungen und eines strategisch durchdachten Planes seien. Umso wichtiger sei es, Anzeichen sexualisierter Gewalt zu kennen und wahrzunehmen. Abschließend wurden alle Mitwirkenden mit den Handlungsempfehlungen vertraut gemacht, um im Falle eines Verdachts oder einer Vermutung richtig reagieren zu können.
Im zweiten Teil der Fortbildung ging es um die Durchführung von Gewaltpräventionskursen gegen sexuelle Gewalt. Grund dafür ist, dass in der Medienberichterstattung und der gesellschaftlichen Diskussion sexuelle Übergriffe, Grenzverletzungen, Beleidigungen auf sexueller Basis bis hin zu Vergewaltigungen einen breiten Raum einnehmen. Dadurch komme es auch zu Anfragen an unsere Vereine, ob wir Schulungsveranstaltungen zu diesen Themen durchführen können.
Es wurde deshalb intensiv diskutiert, abgewogen und ausprobiert, was bei der Planung und Durchführung solcher Kurse beachtet werden muss.
Silvana Bürkle vom SV Fellbach fasste für die Teilnehmenden zusammen, was man über Traumata wissen sollte. Dabei ging es genauso um die Entstehung, wie auch um die sogenannte „Trigger“, die Angst- oder Stressreaktionen auslösen können. Sie zeigte anschaulich, wie unterschiedlich die persönliche Bewertung von Ereignissen sein kann. Was die eine Teilnehmerin als interessant oder vertrauenserweckend empfindet, kann bei der anderen Teilnehmerin Ängste auslösen.
Anschließend ging es in einem intensiven Dialog darum, was Kursleitende bei der Vorbereitung und Durchführung ihrer Kurse beachten sollten. Vor allem wurde besprochen, wie wir uns beim Auftreten von Traumareaktionen verhalten müssen. Durch anschauliche praktische Übungen und der Schilderung selbst erlebter Ereignissen wurde die Fortbildung zu einem Gewinn für alle Beteiligten. Alle waren sich in der Einschätzung einig, dass wir ein Trauma nicht heilen können. Wir können aber durch unsere Kursgestaltung und der sensiblen Durchführung jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer ein bisschen mehr Selbstvertrauen, Körpergefühl und ein besseres Sicherheitsgefühl geben. Und vielleicht sind das auch der Anstoß und eine Ermutigung, um ein persönliches Trauma noch weiter zu bewältigen.
Noch einmal vielen Dank für die intensive Teilnahme, die vielen konstruktiven Beiträge und dafür, dass jeder seine Expertise und seine persönlichen Erfahrungen eingebracht hat.
Tanja Wente und Peter Kollmannthaler