Umgang mit Traumareaktionen bei Gewaltpräventions- und Selbstverteidigungskursen
Fortbildungsveranstaltung am 01. April 2022 beim SV Fellbach
Wenn Teilnehmende unserer Kurse und Veranstaltungen plötzlich und unerwartet körperliche Reaktionen zeigen, hinter denen sich die Folge eines unverarbeiteten schlimmen Erlebnisses verbergen könnte, ist die Kursleitung gefordert, steht sie mit ihrer Kompetenz und Empathie in der Verantwortung. Die Rede ist von psychischen Wunden, besser bekannt als Trauma. Was liegt also näher als sich Expertenrat einzuholen, um sich eingehender mit dem Thema zu befassen und den Umgang mit Traumareaktionen in den Lehrplan zur Ausbildung eines Fachübungsleiters für Gewaltprävention aufzunehmen?
Der Glücksfall wollte es, dass ein Mitglied des Lehrteams seine berufliche Nähe zu einer Psychologin nutzten konnte. So war es möglich, die Fachfrau ihrem großem beruflichen Erfahrungswissen und selbst aktive Kampfsportlerin für einen über zweistündigen Vortrag zu gewinnen, und das auch noch ziemlich kurzfristig.
Eingeladen waren das gesamte Lehrteam des Referats Gewaltprävention im WJV und alle Fachübungsleiter für Gewaltprävention im WJV. Schnell kamen über ein Dutzend Anmeldungen zusammen und niemand bedauerte es im Nachhinein, sich bei Kälte und Schneeschauer am Freitagabend auf den Weg ins Fellbacher Dojo gemacht zu haben.
Wie entsteht ein Trauma? Was sind die Folgen von Traumata und deren potentielle Trigger? Können in einem Selbstverteidigungs- oder Gewaltpräventionskurs Retraumatisierungen verhindert werden? Gibt es Handlungsstrategien, die man in Akutsituationen anwenden kann?
Nach einzelnen Schilderungen von Teilnehmern aus ihren bisherigen Kurserfahrungen ging die Referentin zu ihrem Vortrag über. Mit entsprechenden fachlichen Hintergrundinformationen und vielen guten praktischen Ratschlägen gelang es ihr scheinbar mühelos die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden bis zur letzten Sekunde hoch zu halten. Es blieben aber auch keine der vorgenannten Fragen unbeantwortet. Am Schluss waren sich alle einig, dass die Veranstaltung das Prädikat „besonders wertvoll“ verdient hat.
Unser Fazit steht fest: Wenn es zur Bewältigung solcher Extremsituation auch keine Musterlösungen gibt, so können dennoch Unsicherheit, Überforderung und Hilflosigkeit weichen durch die Anwendung der gelernten Handlungsempfehlungen. So können u. U. ungeahnte oder ungewollte Reaktionen von Betroffenen vermieden werden und der Kurs insgesamt als kleines Puzzlestück zur Traumabewältigung beitragen. Insofern trägt auch diese Fortbildung dem hohen Qualitätssiegel unserer Ausbildung Rechnung.
Matthias Hubl